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Alles Rund um unser Regelwerk.  

Stellungnahme der SL zum Thema Regelwerk Teil 2
geschrieben von: DerGreif ()
Datum: 24. Juni 2004 04:52

Hallo!

Also, hier die Ansicht der SL (zugleich Regelwerksautoren):

Zunächst ist festzuhalten, dass wir uns viele grundlegende Gedanken zu dem Thema „welches Regelwerk“ gemacht haben. Dabei haben wir sowohl die Option Freies Spiel/DKWDDK als auch herkömmliche Punkteregelwerke – namentlich DragonSys und TL mit einbezogen.

Die Gründe, warum wir uns für ein Punkteregelwerk entschieden haben und warum es ein eigenes Regelwerk wird, sind ausführlich in unserem Vorwort auf einer DIN A4 Seite dargelegt. Bevor ich diese noch mal darstelle, ein paar allgemeine Überlegungen meinerseits zum Thema Regelwerke im Liverollenspiel (auch unter Einbeziehung des einen konkret angeführten Kritikpunktes):

Allgemeines zu Regeln: Das menschliche Miteinander hat schon immer irgendwelcher Regeln bedurft, um dieses sinnvoll zu gestalten. Dazu gehört auch ein bestimmter Verhalteskodex bei bestimmten Aktivitäten. Kennzeichnend ist dabei, dass Regeln im sozialen Bereich nur für die gebraucht werden, die grundsätzlich ein Problem damit haben, sich an selbige zu halten. Derjenige, der sich sowieso an die Regeln hält, ja möglicherweise sogar über das von den Regeln geforderte Maß hinaus ein besonders der Gemeinschaft zuträgliches Verhalten an den Tag legt, „braucht“ die Regeln natürlich nicht. Zugleich muss man aber auch feststellen, dass ihm die Regeln es nicht verbieten, sich so zu verhalten. Vielmehr stellen die Regeln nur den kleinsten gemeinsamen Nenner auf, nach dem man sich verhalten soll (insoweit hat Kendras wieder mit seinem Argument Recht, dass Euch niemand daran hindert, noch „realistischer“ die Schäden auszuspielen, als es das Regelwerk vorsieht). Die Regeln dienen aber der Abschreckung jener Personen, die sich eben gerade nicht regelkonform verhalten würden, und bieten darüber hinaus im Falle der Regelüberschreitung eine Handhabe, wie mit diesen Personen umzugehen ist (was aber wiederum voraussetzt, dass Regeln definiert wurden).

Generell kann man drei verschiedene Varianten von Regelwerken unterscheiden. DKWDK (Du Kannst, Was Du Kannst), DKWDDK (Du Kannst, Was Du Darstellen Kannst) und schließlich Punkteregelwerke. Letztere würde ich als „Du Kannst, Was Du Darstellen Kannst und was Dir punktetechnisch möglich ist“ beschreiben. Meiner Ansicht nach verschwimmen die Grenzen dieser Regelwerksformen – keines taucht in absoluter Reinform auf.

DKWDK ist dabei als das restriktivste zu betrachten. Wer nur spielen darf, was er auch in der Wirklichkeit kann, hat wenig Möglichkeiten andere Rollen auszuprobieren/zu Spielen, wenn er nicht auch in der Realität ein Multitalent ist. Diese Einstellung schließt des weiteren Magie, Wunder, Geister und viele andere Dinge, die nur durch Darstellung im LARP „real“ werden, ohne wirklich zu sein, aus. Darüber hinaus machen auch Spieler dieses Zweiges Konzessionen, wenn sie Kämpfe mit Latexwaffen als Kämpfe mit echten Waffen und daraus resultierende Verwundungen „darstellen“.

DKWDDK ist auf der anderen Seite das freieste Regelwerk. Denn es erlaubt zunächst, dem Spieler alles zu tun, was er auch darstellen kann. Problematisch sind in dieser Hinsicht nur zwei Dinge. Die Frage was „gute Darstellung“ ist und die Frage, was geschieht, wenn der Spieler in der Lage ist, auch halbgottähnliche Fähigkeiten „gut darzustellen“. Die Bewertung, was „gute Darstellung“ ist, übernehmen bei DKWDDK die anderen Mitspieler. Erscheint ihnen etwas unglaubwürdig dargestellt, wird es ignoriert. Hier beginnen die Probleme, wenn sich Spieler ungerecht behandelt fühlen, weil sie der Ansicht sind, etwas gut dargestellt zu haben, was andere nicht so sehen, weil beispielsweise unterschiedliche Vorstellungen von dem vorliegen, was „gute Darstellung“ ist oder was beispielsweise das generelle Machtniveau anbelangt das Zauberer oder andere Charaktere erreichen können. Schließlich kann es auch zu böswillig verursachten Streitigkeiten kommen. Der soziale Druck von dem Waldgeist ausgeht und der zu regelmäßiger „Tiefstapelei“ führen soll, ist meines Erachtens nicht immer zwingend gewährleistet. Mithin haben hier Powergamer durchaus auch die Möglichkeit, sich besondere Fähigkeiten zu verleihen und sich entsprechend zu verhalten. Würden alle Spieler die gleichen Vorstellungen davon haben, wie die Welt (insbesondere die Magie, die einer der größten Unsicherheitsfaktoren im LARP ist, weil es hier schon an einem realen gemeinsamen Vorbild fehlt) funktioniert, dann ist DKWDDK in der Tat die beste Alternative. Aber nur (auch nur mehrheitlich) Spieler zusammenzubekommen, die gleiche Vorstellungen haben, erscheint mir angesichts der Tatsache, dass hier in diesem kleinen Forum bereits unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen, (leider) utopisch.

Punkteregelwerke stehen meines Erachtens zwischen den beiden genannten Regelwerksvarianten, was Restriktionen angeht. Dabei können die Punke, mit denen die Fähigkeiten erworben werden je nach Sichtweise entweder Rechtfertigung für die Fähigkeit (so wohl Waldgeist) oder Begrenzung derselben sein (so eher mein Verständnis). Darüber hinaus ist mir aber wirklich kein Punkteregelwerk bekannt (einschließlich unserem), dass nicht zusätzlich ein schönes Ausspielen der Fähigkeit fordert, damit ihr Einsatz auch zum Erfolg führt. In keinem Punkteregelwerk reichen die Punkte (bzw. die damit erworbenen Fähigkeiten) aus, um einer bestimmte Handlung Erfolg zu bescheiden. Mithin sind Punkte notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung. In der Tat gibt es natürlich auch bei Spielern nach Punkteregelwerken solche, die meinen dass das alleine genügt, genauso, wie es auch im DKWDDK-Bereich einige gibt, die meinen eine stimmige Hintergrundgeschichte und ihre Darstellung alleine seien Rechtfertigung für ein übermächtige Eigenschaft ihres Charakters. Insofern kann ich nur voll und ganz Kendras zustimmen (und im Übrigen auch Brokk aus dem Larpinfo-Forum), der richtigerweise bemerkt, dass Powergamer in jedem Regelwerk vorkommen und eigentlich von keinem vorgesehen sind. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass viele Regelwerke ganz regelkonform die Möglichkeit bieten, unendlich viele Fähigkeiten anzuhäufen, wenn man nur lange genug spielt, weil man eben unendlich viele Punkte sammeln kann. Genau diese Lücke schließt unser Regelwerk aber mit einer maximalen Punktegrenze. Kein Spieler (und kein NSC) kann grundsätzlich alle Fähigkeiten, Zauber oder ähnliches beherrschen oder aus einem unerschöpflichen Magiepool sich bedienen.

Mithin denke ich, dass nach unserem Regelwerk regelkonformes Powergaming soweit als möglich ausgeschlossen ist. Dies wird meines Erachtens auch von der von Waldgeist geäußerten Kritik unterstützt, die darauf hinweist, unsere Abenteurerfertigkeiten wären zu teuer. Um zu dieser (im Forum und auch sonst mir gegenüber) einzigen geäußerten Kritik (abgesehen von dem generellen Umstand, dass es ein Punkteregelwerk gibt) noch Stellung zu nehmen: Wir haben bewusst auf Rassenpakte verzichtet, weil sie unserer Ansicht nach Powergaming erleichtern. Genauso haben wir bewusst darauf verzichtet, die Abenteurerklasse zu einer Universalklasse zu machen, die alles kann. Und erst recht wollten wir es Heilern oder Dieben oder Waldläufern ersparen, dass diese „billigen“ Fertigkeiten auch von Kriegern, Magiern und so weiter beherrscht werden können. Deswegen sind sie teuer. Hier geht es um Differenzierung – dennoch können unter Verzicht auf das Erreichen der Bestmarke in der gewählten Klasse sehr viele „klassefremden“ Eigenschaften erworben werden. Dann frage ich mich allerdings schon, warum jemand der sowieso tiefstapelt, weil er DKWDDKler ist, sich über zu teure Fähigkeiten beschwert. Überhaupt scheint sich immer wieder die Kritik nicht nur gegen die „Rechtfertigung durch Punkte“, sondern auch gegen die „Begrenzung durch Punkte“ zu richten. Während ersteres tatsächlich unerwünscht ist, erscheint mir letzteres durchaus notwendig. Ersteres wird aber schon durch die zweite Schranke, nämlich die Darstellung, begrenzt, die ja auch nach Punkteregelwerk überzeugen muss. Letzteres bietet eine Orientierung, quasi einen Machtrahmen, der das ungefähre Machtniveau der Veranstaltung weitaus anschaulicher widerspiegelt, als eine DKWDDK-Beschreibung. Dies ermöglicht es nicht nur erfahrenen Spielern, sich eine ungefähre Vorstellung vom „gemeinsamen Spielnenner“ zu machen, sondern erleichtert darüber hinaus, wie ebenfalls Kendras sehr richtig bemerkt hat, Anfängern den Einstieg. Wer sich dennoch nach unserem Regelwerk zu eingeschränkt fühlt, spielt offensichtlich auf einem höheren Machtniveau, als wir uns das vorstellen. Insofern ist unsere Veranstaltung für diesen Spieler dann wohl nicht geeignet. Abschließend zu diesem Punkt möchte ich noch feststellen, dass auch ein eingefleischter DKWDDK-Spieler aus dem LARPinfo-Forum unserem Regelwerk attestiert hat, dass es „zumindest Powergaming sehr schön unterbindet“.

Als letztes Argument sei schließlich auch ein rechtlicher Aspekt angeführt. Mit einem schriftlichen Regelwerk, das klare Linien vorgibt und das über unsere AGB Bestandteil des Vertrages ist, haben wir zumindest bei schwerwiegenden Verstößen, die andere Spieler in ihrem Spiel stören, eine weitaus eindeutigere Handhabe gegen den Störenfried, um ihn von unserer Veranstaltung auszuschließen, als wenn wir ein Spiel nach DKWDDK hätten. Denn danach hieb- und stichfeste Grenzen festzulegen, ist schon seiner Natur nach nicht drin. Sicherlich wird aber niemand ausgeschlossen, weil er „schönes Spiel“ betreibt.

Mfg,

Gunther.

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Wer kämpft, kann verlieren.
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Bert Brecht



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