Folgender Aufruf findet sich in den letzten Wochen überall in Æmberwyn angeschlagen und ähnliche Aufrufe hatte es auch schon in den Monaten zuvor gegeben:

"Höret, höret,

Abenteurer, Söldner, Gladiatoren, Kundige der Heilkunst und der Magie,
das Seekönigreich Dephilon sucht Frau und Mann, die gegen klingende Münze und den Lohn des Ruhmes bereit sind, bei der Erschließung der Ansgarer Marschen zu helfen, jenem Gebiet, welches das Königreich Æmberwyn an Dephilon nach Treu und Glauben für seine Hilfe im schweren Kampf gegen den tyrannischen Fælwyn von der Brücken abgetreten hat.

Die hochwürdige Thalassa hat uns, der ruhmreichen Familie Dori, die ehrenvolle Aufgabe zuteil werden lassen, den nördlichsten Teil dieser unwegsamen Wildnis zu erschließen und für Ackerbau und Viehzucht nutzbar zu machen. Der Grundstock für eine erste Siedlung wurde bereits mit einem prunkvollen Tempel der Semiramis gelegt. Doch werden weiterhin dringend helfende Hände gebraucht, um die Gegend zu befrieden. Wilde echsenartige Kreaturen beherrschen den sumpfigen Wald, bedrohen die ersten zarten Blüten der Zivilisation und die letzten zwei Expeditionen zu elbischen Ruinen im Inneren des Waldes sind verschollen.

Wer den Mut und die Tapferkeit aufbringt, diesem Aufruf zu folgen, soll sich am Tempel der Semiramis, etwa eine Woche östlich von dem æmberwynschen Städtchen Dreifelden, im Lager der dephilonischen Delegation einfinden und bei der Tribunin Elledwhen aus dem Hause Dori vorsprechen.

Gez.

Matrona

Ianinna Alandrea Dori Prelate"

Æmberwyn hat viel gelitten, doch in den letzten zwei Jahren haben sich Volk und Land langsam erholt. Es heißt, sogar das krisengeschüttelte Elbyndæl habe seine Ruhe unter einer neuen Herrin gefunden, obwohl die Gerüchte nicht abreißen, dass es in der dortigen Gegend ketzerische Umtriebe geben soll.

Doch jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit ganz auf den Osten Æmberwyns, genauer gesagt, den ehemaligen Osten Æmberwyns, die Ansgarer Marschen, eine mehr oder weniger unerforschte und weitestgehend unbewohnte Wildnis, zu weiten Teilen Sumpfland, die nie richtig besiedelt wurde. In einem klugen Schachzug hatte der nunmehrige König Jaffar ani Asran dem Inselkönigreich Dephilon diesen wertlosen, unbewohnbaren Landstrich versprochen und im Gegenzug dafür Waffen und ein großes dephilonisches Söldnerkontingent im Kampf gegen den tyrannischen Fürsten Fælwyn von der Brücken erhalten. Nachdem der tyrannische Fürst besiegt war, dauerte es seine Zeit bis Æmberwyn endgültig wieder zu Frieden fand. Und der König sah sich nun in der Pflicht seinen Teil der Abmachung zu erfüllen, und das Land zu übergeben, von dem sich die Dephilonier hoffen, es für ihre riesige Inselstadt urbar zu machen, um die dringend benötigten Lebensmittel dort zu produzieren. Deshalb hat er ein Priesterpaar entsandt, um vor Ort für den König zu sprechen und sicherzustellen, dass die Übergabe der Herrschaft so reibungslos wie möglich von statten geht.

Ein Vorauskommando Dephilons hat nun einen Teil der nördlichen Ansgarer Marschen erreicht und in der Nähe eines kleinen Dorfes einheimischer Lehmbauern und Torfstecher einen Tempel und eine Taverne errichtet als Grundstein einer zukünftigen Siedlung. Doch die Gründung dieser dephilonischen Kolonie sieht sich großen Gefahren gegenüber. Man hört von einheimischen Echsenwesen, die den sumpfigen Wald unsicher machen, und alle Eindringlinge töten, und noch schrecklicheren Kreaturen, die von den Einheimischen nur als "die Blutleeren" bezeichnet werden, und die Kolonie heimsuchen. Bereits zwei Expeditionen der Dephilonier sind spurlos im Wald verschwunden. Entsprechend händeringend sucht das Haus Dori, das mit der Kolonisierung von ihrer Königin, dort Thalassa genannt, beauftragt wurde, Söldner, Krieger und Abenteurer, um die Gegend zu befrieden und recht und Ordnung zu wahren. Aber auch Schatzsucher lockt die Wildnis an, denn es geht das Gerücht das uralte elbische Ruinen, möglicherweise gar aus der Zeit der Hochelben gefunden wurden und sicherlich noch den einen oder anderen Schatz bergen. Darüber hinaus wissen die Dephilonier, wie man das Volk unterhält. Blutige Gladiatorenspiele werden auch in dieser Kolonie veranstaltet, und wer mag und Manns genug ist, kann sich im Ring unter Beweis stellen, ob gegen Mensch, Tier oder monströse Kreatur - allein der Mut des Kämpfers ist die Grenze.

Und dann sind da noch die verschrobenen, hinterwäldlerischen Einheimischen, Torfstecher und Lehmbauer, Fischer und Beerensammler. Es ist schwer die etwas verschlossen wirkenden und oftmals auch recht einfachen Gesellen richtig einzuschätzen. Aber sie scheinen mit ihren neuen Herren nicht sonderlich zufrieden zu sein. Eine ernste Gefahr, da sind sich die meisten jedoch einig, stellen diese harmlosen Menschen nicht dar.

Gerüchte machen natürlich die Runde. Von noch mysteriöseren Schrecken im Sumpf. Da wird von einer "Weberin" gesprochen, wer oder was auch immer das sein soll. Und von einem schlafenden Drachen. Von alter vergessener Magie der Elben. Von Irrlichtern und Moorleichen. Von Seuchen und Plagen. Von echsenartigen Kriegern und unheimlichen Tabuzeichen. Von Blutschande unter den Torfstechern. Von einem mächtigen Heerführer der Åskesinger namens Ansgar, der in einem todbringenden Feldzug vor tausend Jahren durch die Sümpfe bis tief in den Süden Æmberwyns in den alten Wald zog und dem Landstrich schließlich seinen Namen gab. Das alles erzählt man sich auf dem Weg zu neuen Abenteuern in unbekannter Wildnis.