Unterschiedliche LARP-Gruppen pflegen unterschiedliche Spielstile. Und nicht alle Spielstile sind beliebig kompatibel. Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile im größten Teil der LARP-Szene durchgesetzt. Daher ist es sinnvoll, insbesondere wenn man selber Cons veranstaltet, den potentiellen Teilnehmern eine Gelegenheit zu geben, in Erfahrung zu bringen, welchen Spielstil die Orga pflegt. So kann jeder entscheiden, ob ihm diese Art des Spiels zusagt, oder ob er sich mit dieser Form des Spieles nicht wohl fühlt. Unseren bevorzugten Spielstil haben wir versucht in dieser Spielphilosophie niederzulegen. Dabei werden wir unseren Spielstil auch an den recht verbreiteten Unterscheidungsmerkmalen High oder Low Fantasy und High oder Low Power messen.
Ausgangspunkt ist für uns der "phantastische Realismus". Er hat uns sowohl bei der Erschaffung der fiktiven Spielumwelt als auch bei Fragen des Plots und schließlich unserem Regelwerk geleitet. Was bedeuten diese Worte für uns? Entgegen der Ansicht des einen oder anderen Rollenspielers glauben wir an Realismus im Spiel und auch in einer phantastischen Welt. Für uns heißt "Realismus", daß unsere fiktive Welt - repräsentiert vornehmlich durch das Fürstentum Æmberwyn - tatsächlich so existiert haben könnte unter der Prämisse, daß es beispielsweise übernatürliche Kräfte wie Magie oder Wunder gibt. Sie lehnt sich daher an das Mittelalter an, integriert aber Magie, Wunder und nichtmenschliche Rassen wie Elfen, Zwerge und Orks wie es sie wohl in einer mittelalterlich Welt auch tatsächlich gegeben haben könnte. In diesem vorgegebenen Rahmen bemühen wir uns um einen logischen, dh realistischen Aufbau der Gesellschaft Æmberwyns, ihrer Wissenschaft, Kunst, Lebensart, Magie, Religion, Politik und ihres Rechts. Diese Systeme sollen - wenn auch von außen betrachtet an sich unrealistisch wie beispielsweise Magie oder echte Wunder - in sich logisch sein. In gleicher Weise bemühen wir uns darum, daß NSC entsprechend logisch reagieren (was nicht mit rational gleichzusetzen ist), für die Erreichung ihrer Zeile bestimmte Gründe haben und nur innerhalb ihres Wissenshorizontes handeln. Entsprechend sind auch unsere Plots, die Geschichten und Geschehnisse unserer Cons aufgebaut. Sie stellen mehr einen Rahmen dar, innerhalb dessen die NSC handeln und versuchen ihre Ziele voranzutreiben. Je nachdem, ob die Spieler ihre Pläne durchkreuzen wollen, werden die Spieler als Gefahr angesehen oder nicht. Sinnlose Wellenangriffe versuchen wir daher auf unseren Cons zu vermeiden. Mit unserem Regelwerk wollen wir einen Rahmen schaffen, innerhalb dessen diese "Naturgesetze" abgebildet werden können.
Das phantastische Element spielt für uns ebenfalls eine entscheidende Rolle. Dennoch haben wir uns entschieden, uns auf die klassischen tolkienschen Rassen zu beschränken. Diese Beschränkung ist mehr eine Geschmacksfrage, wir sind eben mit dem "Herrn der Ringe" und DSA groß geworden. Auf der anderen Seite wollen wir damit auch eine Beschränkung des generellen Machtniveaus erreichen. Wir glauben, daß wenn magische und göttliche Macht sowie phantastische Kreaturen seltener sind, gewinnen sie zugleich an Faszination und Anziehungskraft und machen das Spiel, wenn man ihnen begegnet, sehr viel spannender. Man könnte auch sagen, wir wollen eine Inflation des Ungewöhnlichen vermeiden. Darüber hinaus erfordert es mehr Kreativität seitens der Spieler, wenn nicht jedes Problem mit Magie oder Wundern lösbar ist, erhöht somit den Reiz der Herausforderung. Schließlich erleichtert es unserer Ansicht nach die Glaubwürdigkeit der Welt, je weniger phantastische Kreaturen in großen Mengen darin existieren. Auf der anderen Seite finden wir seltene phantastische Kreaturen auch reizvoll und werden diese immer wieder gerne im Rahmen unserer Geschichten auftreten lassen und haben auch kein generelles Problem damit, wenn Spieler mit einem solchen Charakter kommen. Es gibt allerdings Ausnahmen. Hierzu gehören Drow und vergleichbare Rassen, sowie alle übernatürlichen Wesenheiten wie Werwölfe, Vampire, Dämonen oder auch Engel, die entweder klassische Monster darstellen oder so mächtig sind, daß sie - unserer Ansicht nach - nicht in Spielerhände gehören. Zugleich ist damit auch schon etwas über das oben bereits angesprochene Machtnineau ausgesagt. Generell bevorzugen wir es auf einem etwas niedrigeren Niveau zu spielen. Das heißt, daß neben welterschütternden Fähigkeiten wir auch Multitalente für wenig spielfördernd erachten (oder anders ausgedrückt, ist für uns die Ansammlung vieler verschiedener Fähigkeiten in einer Person auch welterschütternd).
Zusammenfassend läßt sich festhalten: Wir spielen gerne innerhalb einer mittelalterlich angehauchten Umwelt, mit den klassischen tolkienschen Rassen. Andere Kreaturen, Magie und Wunder sind eher seltener und auf eher niedrigem Machtniveau anzusiedeln. Man könnte also von einem Middle bis High Fantasy-Setting und einem eher Middle bis Low Power-Regelwerk sprechen. Unsere Plots sind eher auf Interaktion und das Entdecken des eigentlichen "Plots" ausgelegt, ohne allerdings den Kampf- oder Magieaspekt zu vernachlässigen. Wir hoffen, wir konnten damit eine grobe Beschreibung dessen geben, was einen Spieler auf unseren Cons erwartet.
Eure Æmberwyn-Orga